Reaktionsunfähigkeit

Geschnitzes Holzobjekt
Holzstück (Handschmeichler) aus der Schale im Büro des Bestattungsunternehmens.

Im Briefkasten zwischen bekannten ‚offiziellen’ Couverts ein unbekanntes, sieht nach privater Korrespondenz aus. Dieses öffne ich zurück in der Küche als Erstes. Im Bruchteil einer Sekunde erfasse ich die darin übermittelte Nachricht, dass wer gestorben ist, und erlebe wie das Leben gerade eine ruckartige irreversible Veränderung erfährt. Nach dem Moment der Betroffenheit, dem Ausgesetztsein dieser Meldung gegenüber kommen die Gedanken an den Absender, an die Hinterbliebenen und da kommt die ‚Berührungsangst‘ auf. Eine passende Reaktion wird erwartet, aber was ist ‚passend‘? Natürlich ist mir klar, dass ich mich melde, etwas schreibe, vielleicht anrufen werde und ich habe auch das Bedürfnis, das zu tun – aber ich zögere, weiche aus. Die Herausforderung passend zu handeln türmt sich vor mir auf und  blockiert das Annehmen der Situation, das Hinschauen. Auch später am Tag, am Abend und am nächsten Tag. Und mit dem Zögern kommt zur eigentlichen Aufgabe nun auch noch das schlechte Gewissen…