Schmütze

In der Sekundarschule begannen sich plötzlich die jungen Mädels untereinander Küsschen zur Begrüssung zu geben. Ich machte dabei nicht mit. Für mich sind Küsse etwas sehr Persönliches, etwas, was ich mit Menschen teile, die ich fest mag und mit denen ich Nähe teile. Mit „fremden“ Menschen ist diese Körperlichkeit für mich schon immer etwas sehr Unangenehmes.

Dazu eine kleine Anekdote, an die ich mich zwar nicht erinnern kann, aber die mir mein Vater immer wieder gern erzählt:

Als ich etwa 2 Jahre alt war, waren wir in meinem Herkunftsland Kuba zu Besuch bei irgendwelchen Tanten, Coucousinen und weiteren fernen Verwandten. Ich, als kleines, süsses Mädchen, musste erst mal eine Begrüssungsprozedur über mich ergehen lassen, in der alle die verschwitzten, alten Frauen sich über mich beugten und mir nasse Küsse auf Stirn und Wangen drückten. Irgendwann sah ich die letzte Fluchtmöglichkeit aus dieser ekelerregenden Grenzüberschreitung nur noch darin es ihnen zurückzugeben und so spuckte ich die nächste Dame in der Reihe mit voller Kraft an. Somit war die Tortur für mich beendet, für eine Eltern begann leider das Gezeter und Geschimpfe über die schlecht erzogene Tochter.